Wie wird man eigentlich besser?

Auch so eine Frage, auf die gerade im Internet alle eine Antwort zu haben scheinen. Da das im Trend liegt, springe ich mal auf. Lade dir jetzt mein nur für kurze Zeit kostenloses eBook runter. Die Plätze im exklusiven Webinar sind streng limitiert. Was dann geschah – ist unglaublich.

Spaß beiseite. Achtung, dies hier ist eine Übung. Für mich.

Besser werden ist ein so riesiges Geschäft geworden. Optimierung. Alles ist voll mit vermeintlichen Experten. Da erzählt mir die Werbung einer jungen Dame recht vollmundig, wie sie mir beibringen wird, besser und kundenoptimierter zu schreiben – bekommt es aber leider nicht hin, auch nur einen vernünftigen Genitiv zu bilden. Ein junger Herr mit adrett zurückgefickten Haaren versichert mir vor Palmenpanorama, dass er bereits zwei Bestseller geschrieben hat – und jetzt leider wieder zurück auf seine Yacht müsse. Aber da er so viel Zeit hat, jetzt, wo er Buchmillionär ist, würde er mir auch zeigen, wie das gehe.

Ganz ehrlich? Diese Leute bringen meine Zunft in Verruf. Sie degradieren das Schreiben zu billigem Contentgewichse, verkaufen rhetorisches Einmaleins als Zauberformel und Geheimnis.

Das klingt jetzt vielleicht arrogant, aber ich habe keine Lust mehr drauf. Daher: wie lernt man eigentlich Schreiben? Wie wird man besser darin?

Ganz einfach: indem man schreibt.

Es gibt keine Abkürzungen. Keinen magischen Trick, den dir irgendwer einmal zeigt und zack – du schreibst geil. Schreiben ist vor allem: Übung. Effizienz. Gefühl für dein Werkzeug.

Ich kann dir auf einer Geige zeigen, wo du welchen Finger hinlegen musst, um eine Sonate zu spielen. Üben musst du aber schon alleine. Gefühl für Druck und Bogen entwickeln. Balancieren. Was weiß ich, ich spiele nicht Geige, aber die Begriffe schienen zu passen.

Wie schreibt man also? Indem man schreibt. Ich wiederhole mich.

Wiederholung ist gut, Wiederholung ist lernen. Der Trick ist, nicht immer 1:1 zu wiederholen. Und nicht immer sofort. Schreib deinen ersten Text. Dann deinen zweiten. Dann schau dir deinen ersten Text noch einmal an. Und spiel mit ihm. Tausche Verben aus. Streich mal alle Adjektive. Schreib ihn nochmal – komplett in Futur II. Das kann kein Mensch lesen, ist aber spannend.

Schreib einen Blogartikel über das Schreiben. Einfach, weil du schon so lange nichts mehr geschrieben hast. Vielleicht wird ja eine Serie draus. Man weiß es nicht. Reg dich über Internethansel auf, die mit deiner Leidenschaft auf Kundenfang gehen. Versuch dir selbst in Worte zu fassen, wie man deiner Meinung nach schreibt und besser wird – vielleicht lernst du etwas.

Vor allem aber: schreib. Schließlich geht es ja genau darum. Zu schreiben. Und nicht darum, geschrieben zu haben.

 

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