30 Aug Return
Als Schriftsteller musst du ja schreiben, gerade WENN dir nichts einfällt. Das sind, angeblich, diese Übungen, die dich von einem Plateau wegbringen. So wie man vielleicht als semi-fitter Mensch joggen geht, OBWOHL die Rundenzeit stagniert. Weiter machen. Weiter schreiben.
So wie ich jetzt gerade. Das ist okay.
Ich habe letztens in meinen Morgenseiten einen für mich sehr spannenden Gedanken gefunden, in all dem Unrat, unter dem mein Geist morgens verschüttet zu sein pflegt.
Ich spiele gerade von einem alten Speicherstand.
Vielleicht kennt man das. Man spielt ein Spiel – oder schaut von mir aus eine Serie, doktort in einem Photoshopdokument – und irgendwann hört man auf damit. Lässt es liegen. Und erst Jahre später öffnet man den Kram wieder.
Alles, was damals Sinn ergab – ist fremd. Man weiß schon noch, was die Dinge bedeuten, wer die Figuren sind, weshalb man welche Objekte auf welchen Ebenen irgendwie organisiert hat – aber man findet sich nicht mehr organisch zurecht. Die Navigation in der Struktur der Sache selbst – erfordert nachdenken.
Die intuitive Bewegung durch ein System, die nur mit großer Vertrautheit entsteht, die emotionale Verbindung zu den Dingen, ob das nun Figuren in Spiel oder Serie oder eben fucking Photoshopobjekte sind – ist verloren. Man WEIß zwar, dass XY der Loveinterest ist – aber es ist zu lange her, dass man die Hinleitung dazu selbst ERLEBT, erspielt, ersehen hat.
Es sind Zeichen ohne Bedeutung geworden.
Man kommt da bestimmt wieder rein, wenn man sich wirklich viel Mühe gibt – aber es wird sich wahrscheinlich nie wieder SO anfühlen, wie es das mal tat.
Was tun, wenn die emotionale Verbindung, die emotionale Orientierung zu all den Komponenten fehlt, die diese Maschine (narrativ, technisch, wie auch immer) am laufen halten?
Neustart.
Ich zumindest drücke den Reset. Fange bei Folge 1 nochmal neu an. Neuer Spielstand.
Ich kenne die Geschichte zwar schon, kann sie aber, un ddas ist wichtig, EMOTIONAL noch einmal erleben. Erneut Verbindung aufbauen. Mich neu verlieben in Figuren.
Alles andere wäre, auf der Achterbahn irgendwo nach der Hälfte einsteigen und sich von anderen erzählen lassen, „dass die Stelle mit den 17 Überschlägen richtig krass“ war.
Viele Dinge sind darauf konzipiert, in ihrer Gesamtheit erlebt zu werden. Am Stück.
Ich habe irgendwann nach dem Bestseller (aus diversen Gründen die hier nicht relevant sind) aufgehört, Schriftsteller zu sein. Ich war jemand, der das mal war und aus seinem Buch vorgelesen hat.
Das ändere ich gerade. Ich muss nochmal neu anfangen. In mir.
Das Gefühl wieder entdecken, unter Menschen zu sitzen und sie heimlich aufzuschreiben. Sonnenscheintage damit verleben, mir Unsinn auszudenken. Spielen. Immer wieder nur spielen. Mit Worten und Sätzen und mir.
Das ist keine große Ankünndigung hier.
Das ist nur ein Text von einem Schriftsteller.
Return.
Nicht ohne Grund auf jeder guten Tastatur zu finden.
Wichtigste Taste für jeden, der sich irgendwo verloren hat.
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